Blickwechsel #7 – Bildpersonal

Blickwechsel #7

Im Rahmen der Serie »Blickwechsel« schreiben Kolleg:innen des DFK Paris im Duo über Wort-Bild-Paare. Die daraus entstehenden Texte können verfolgt werden über www.instagram.com/dfkparis und sind auch hier auf unserer Homepage nachzulesen.

Im siebten Beitrag von September 2025 tauschen sich Paul Brakmann und Ricarda Oeler zu folgendem Wort-Bild-Paar aus:

Bildpersonal

Bildpersonal beim Verlassen des Bildraumes (Giotto di Bondone, Weg nach Golgatha, Fresko, 1304–1306, Cappella degli Scrovegni, Padua, Detail)

»Bildpersonal« ist ein kunst­historischer Begriff, den ich in seinem verwaltungs­sprachlichen Ton­fall ein bisschen lustig finde. Man stelle sich vor, wie Giottos Figuren in der Arena­kapelle nach getaner Arbeit für den Betrachter den Bild­raum verlassen und dabei über Gehalts­abrechnungen oder verbleibende Urlaubs­tage sprechen. Von der Gesamt­heit der Figuren eines Kunst­werks als Personal zu sprechen, ist schon zur Zeit von Jacob Burckhardt nicht unüblich, allerdings eher in Bezug auf die Dramatis Personæ der literarischen Vorlage. Etwas salopp wird dabei die Neben­bedeutung von »Bediensteten« mitgenommen. Seiner Tätigkeits­stätte unter­geordnet wird das Personal offenbar erst seit gut dreißig Jahren: Der älteste Nachweis für »Bild­personal«, den ich finden konnte, stammt aus Werner Buschs Das sentimentalistische Bild (1993). Weniger sentimentalistisch ist das Walten des Bild­personals außerhalb der Kunst, wo in der Luft­aufklärung tätige Soldaten so genannt werden. Das kunst­historische Bild­personal hingegen ist gattungs- und epochen­über­greifend tätig. Das Porträt kennt in der Regel keines – es ist selbstständig.

Und was geht dir angesichts dieses Wort-Bild-Paares durch den Kopf, liebe Ricarda?

Dein Paul Brakmann
 

Den Begriff »Bildpersonal« kannte ich noch nicht! Die Vorstellung gefällt mir, dass auch wir Mitarbeiter:innen am DFK Paris gemeinsam, gleich der Gesamtheit der Figuren eines Kunstwerks, etwas schaffen, was sich nicht nur durch die Summe unserer einzelnen Tätigkeiten erschließt. Dass wir eine Personalgruppe bilden, in der zwar jeder seine Rolle hat, wir jedoch Teil des Kollektivs sind (ohne, dass Einzelne die gesamte Last/das Kreuz zu tragen haben). Ein Kollektiv mit einem starken Zusammenhalt und guten sozialen Beziehungen – zu sehen schon in den kleinen Gesten bei Giotto und somit natürlich wirklich nichts Neues. Jedoch vor dem Hintergrund der aktuellen Transformationen der Arbeitswelt wichtiger denn je! Auch dafür steht Personalwesen mit – da stimme ich dir zu – manchmal sehr trockenen und schwer zu fassenden Begriffen wie »Arbeitsschutz« oder »Personalentwicklung«.

Danke, lieber Paul, für diesen Blickwechsel!

Deine Ricarda Oeler
 

Kontakt
Ricarda Oeler

Ricarda Oeler

Personal
Telefon +33 (0)1 42 60 32 34