Blickwechsel #9 – Entwicklungsschritt

Blickwechsel #9

Im Rahmen der Serie »Blickwechsel« schreiben Kolleg:innen des DFK Paris im Duo über Wort-Bild-Paare. Die daraus entstehenden Texte können verfolgt werden über www.instagram.com/dfkparis und sind auch hier auf unserer Homepage nachzulesen.

Im neunten Beitrag von November 2025 tauschen sich Elisabeth Fritz und Sébastien Manca-Kunert zu folgendem Wort-Bild-Paar aus:

Entwicklungsschritt

Sherrie Levine, Blatt aus der Serie Untitled (After Malevich and Schiele), from the 1917 exhibition, Nature Morte Gallery, New York, 1984, Bleistift und Aquarell auf Papier, 35,6 × 27,9 cm, New York, The Museum of Modern Art, Inv.-Nr. 497.1992.40, www.moma.org/collection/works/84918. © 2025 Sherrie Levine

Selten wird die Verzögerung oder Störung von Entwicklung als etwas Positives aufgefasst. Doch wissen wir heute auch, dass moderne Ideale des stetigen Wachstums nur auf Kosten anderer und mit zumal katastrophalen Folgen für die Umwelt erreicht werden. In der postmodernen Kunst wurde eine Kritik am Mythos der ewigen Steigerung u. a. aus feministischer Perspektive geäußert. Sherrie Levine ›kopiert‹ etwa Malewitschs Ölgemälde in Bleistift auf Papier und stellt durch den zeitlichen wie medialen Transfer das männlich konnotierte Ideal künstlerischer Meisterschaft ebenso in Frage wie jenes einer avantgardistischen Malerei ›am Nullpunkt‹. So geht die Künstlerin bewusst nicht den nächsten Entwicklungsschritt auf der kunsthistorischen Linie der immer neuen Originale. Lenkt sie unseren Blick dadurch aber nicht gerade auf die vielen Differenzen zu dem älteren Vorbild, die letztlich auch ihr Werk zu einem einzigartigen in seiner Zeit machen?

Und was geht dir angesichts dieses Wort-Bild-Paares durch den Kopf, lieber Sébastien?

Deine Elisabeth Fritz

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efritz

PD Dr. Elisabeth Fritz

Stellvertretende Direktorin
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Que penser de ce mot, de ce concept « étape de développement » ? Doit-on l’entendre dans une dimension sociétale, ou plutôt le ramener à l’échelle d’un individu, ou les deux à la fois ? Et si chaque personne incarnait naturellement ce concept car tout humain est par essence un work in progress permanent qui, dans un cadre social en mutation, avance, tente, parfois chute, pour mieux se redresser et progresser à nouveau, ou carrément changer de direction. L’environnement et les questionnements actuels viennent-ils compliquer notre progression individuelle et collective, ou au contraire les faciliter et enrichir ? Peut-être les deux à la fois, dans une forme d’ambivalence inhérente à tout un chacun. Au final, ne sommes-nous pas toutes et tous des cercles cherchant leur place dans des carrés, à l’instar de l’œuvre de Sherrie Levine ?

Danke, liebe Elisabeth, für diesen Blickwechsel!

Dein Sébastien Manca-Kunert

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Sebastien Kunert

Sébastien Manca-Kunert

Bibliothekar
Telefon +33 (0)1 42 60 68 09