Auguste Perret, die Architekturdebatte und die »Konservative Revolution« in Frankreich 1900–1930
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Auguste Perret war der maßgebliche französische Architekt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Anhand seines Werkes untersucht Christian Freigang die Entstehung einer monumentalen-klassizistischen Moderne im Zeitraum von 1900 bis 1930.
Vertraten der Jugendstil und die offizielle Kunstpolitik um 1900 noch das Ideal einer wirkungsästhetischen Architektur, so berief sich die neue Architektur eines Perret auf Prinzipien, die in der Antike vorgeprägt schienen. Diese neue Auffassung strebte eine überzeitliche symbolische und absolut ästhetische Qualität der Baukunst an und beanspruchte, Zeitgemäßheit vor allem vermittels neuer Baustoffe, wie des Eisenbetons, zu erreichen. Ausgehend von der Bau-und Rezeptionsgeschichte des Théâtre des Champs-Elysées in Paris und des französischen Architekturdiskurses werden die Faktoren dieses entschiedenen Wendepunkts vor dem Ersten Weltkrieg beschrieben.
Diese Wende ging mit einer vielfältigen antirepublikanischen Kulturkritik einher, die »Konstruktion«, als hierarchisch ordnendes Grundprinzip der Gesellschaft und des Staates wie auch des Kunstwerk einforderte. An der Formulierung einer »konservativen Moderne« hatten sich eine katholische Erneuerungsbewegung sowie die Kunstgeschichtsschreibung entscheidenden Anteil.
Diese hier erstmals beschriebenen Zusammenhänge sind der Hintergrund für die Polarisierung der französischen Architekturdebatte in den zwanziger Jahren zwischen einer primär auf soziale und funktionale Kriterien ausgerichteten »Internationalen Moderne« (Le Corbusier) und einer klassizistisch monumentalen Architektursprache, die letztlich – nicht nur in Frankreich – die Überhand gewinnt.
Rezensionen:
- Christian Hecht, in: sehepunkte 4 (2004), Nr. 3 [15.03.2004], URL: http://www.sehepunkte.de/2004/03/3324.html.
- Laurent Baridon, in: Revue de l’art, 144/2004, 71.