Blickwechsel #10 – Schritttempo

Blickwechsel #10

Im Rahmen der Serie »Blickwechsel« schreiben Kolleg:innen des DFK Paris im Duo über Wort-Bild-Paare. Die daraus entstehenden Texte können verfolgt werden über www.instagram.com/dfkparis und sind auch hier auf unserer Homepage nachzulesen.

Im zehnten Beitrag von Dezember 2025 tauscht sich Sébastien Manca-Kunert mit den drei Praktikantinnen Sylvia Krämer, Jasmin Meiert und Elisabeth Potemkin zu folgendem Wort-Bild-Paar aus:

Schritttempo

Niki de Saint Phalle, Les Trois Grâces, ca. 1999, bemaltes Polyesterharz auf einem Sockel aus rostfreiem Stahl, 66 × 79 × 89 cm. Miniaturausgabe nach einer Version aus Keramik und Muranoglas auf Polyester von 2,60 m Höhe, errichtet im April 2010 anlässlich des New York Avenue Sculpture Project, organisiert vom National Museum of Women in the Arts, Washington, D.C.

Lorsque j’ai découvert les Nanas de Niki de Saint Phalle, ce sont la grâce de leurs formes arrondies, la légèreté de leurs pas saisis en plein vol, l’impression d’échapper à la gravité qui se dégageait de l’œuvre qui m’ont marqué. Comme si ces corps imprimaient leur propre tempo à leur environnement, et non l’inverse. Est-il possible de les imiter et de s’abstraire de la pesanteur de ce monde ? On peut en avoir l’impression lorsque l’on est saisi par la beauté ou la pertinence de l’œuvre d’une artiste, ou transporté par les fulgurances d’un sportif de haut niveau par exemple. Mais comme le commun des mortels, ces femmes et hommes d’exception ne sont-elles pas également contraintes à devoir s’accommoder des limites de leurs conditions de vie ? Et si le secret résidait dans le fait de trouver le rythme de son propre pas, en harmonie avec son contexte personnel et professionnel ?

Und was geht euch angesichts dieses Wort-Bild-Paares durch den Kopf, liebe Elisabeth, Jasmin und Sylvia?

Euer Sébastien Manca-Kunert
 

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Sebastien Kunert

Sébastien Manca-Kunert

Bibliothécaire
Téléphone +33 (0)1 42 60 68 09

Auch für uns scheint bei diesem Anblick alles zu tanzen, mit einer wider­ständigen Leichtigkeit im Sprung. Als Niki de Saint Phalle begann, ihre Nanas zu schaffen, war es eine Geste der Befreiung von dem erdrückenden (männlichen) Blick und den Erwartungen der Gesellschaft. Heute, über 60 Jahre später, scheinen wir uns im Schritttempo rückwärts zu bewegen. Die Wiederkehr konservativer Rollenbilder und Bewegungen, die Weiblichkeit (erneut) auf Häuslichkeit und Subordination reduzieren wollen, sehen wir nicht zuletzt in den Sozialen Medien gespiegelt. Dabei sollte doch das Gegenteil der Fall sein: nicht zurück, sondern weitergehen … oder weitertanzen? Die drei Grazien hier zeigen uns, dass Anmut nicht bedeutet, der Welt zu entfliehen, sondern sich in ihr zu behaupten – bunt, laut, eigensinnig, verletzlich.

Danke, lieber Sébastien, für diesen Blickwechsel!

Deine Sylvia Krämer, Jasmin Meinert und Elisabeth Potemkin

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