Bildlosigkeit: Das digitale Bild gibt es nicht

Workshop

Bildlosigkeit: Das digitale Bild gibt es nicht

Ein Workshop mit Estelle Blaschke und Claus Pias

In seinem Text Das digitale Bild gibt es nicht machte der Medien­theoretiker Claus Pias im Jahr 2003 eine fundamentale Unter­scheidung zum »Nicht-Wissen« der Bilder: »Es gibt also etwas, das Daten ergibt (informations­gebende Verfahren), und es gibt etwas, das Bilder ergibt (bild­gebende Verfahren) [...].« Durch diese Entkopplung von Information und Bild wird das »ästhetische (also: wahr­nehm­bare) Ereignis« als Bild denk­bar, das Information hat, und in informations­theoretischer Perspektive erst einmal frei von Sinn existiert. Diese theorie­geschichtliche Zäsur in der Beschreibung digitaler Bild­kulturen, die es um die Jahr­tausend­wende angesichts neuer Technologien der Speicherung und Vernetzung zu beschreiben galt, hat angesichts aktueller Bild­daten­ströme, Big Data und der Infra­strukturen sozialer Netz­werke neue Brisanz erlangt. Warum gab es also keine digitalen Bilder? Und gibt es sie heute? 

Im dialogischen Format werden die Bild-und Medien­historikerin Estelle Blaschke und der Medien­theoretiker Claus Pias die Annahme »Das digitale Bild gibt es nicht« einer kritischen Revision unter­ziehen, anhand aktueller Bild­kulturen erweitern und in Teilen revidieren. 

Der Pariser Workshop ist die dritte Veranstaltung in der Workshop­reihe zum Thema »Bild­losigkeit«, die sich seit 2024 mit den prekären Über­setzungs­prozessen zwischen Daten und Bildern beschäftigt: Was visualisieren Daten­visualisierungen? Von wem werden Bilder gesehen, die keine mensch­lichen Augen adressieren? Welche bild- und medien­theoretischen Konsequenzen haben »invisual images« (Munster/Mackenzie)? Nach dem ersten Workshop zu Sensor­bildern (Kathrin Friedrich/Antonio Somaini) in Bochum widmete sich der zweite Work­shop in Berlin historio­graphischen Fragen des operativen Bildes (Tom Holert/Ute Holl). Im Zentrum standen Bild­konfigurationen, die mit Meta­daten verknüpft und durch Maschinen ausgelesen werden. Mit einem Schwer­punkt auf dokumentar­film­ische Praktiken gingen wir der Frage nach, wie diese »bild­losen« Bilder sich theorie­geschichtlich fassen lassen, welche Formen der Kritik sie anstoßen und durch welche Schnitt- und Schalt­stellen sie Gegen­sicht­bar­keiten produzieren. Ein vierter Work­shop zum Thema »Patterns« ist in Kooperation mit Roland Meyer für 2026 in Zürich geplant.

Konzipiert von Katja Müller-Helle (Das Technische Bild, Humboldt-Universität zu Berlin), Simon Rothöler (SFB Virtuelle Lebens­welten, Ruhr-Universität Bochum) und Florian Sprenger (SFB Virtuelle Lebens­welten, Ruhr-Universität Bochum), in Kooperation mit Dennis Jelonnek (Forschungs­feld Medien der Kunst­geschichte, DFK Paris).

 

Programm

  • 13:30 
    Ankunft und Kaffee
  • 14:00–14:30 
    Katja Müller-Helle, Simon Rothöler, Florian Sprenger (Einführung)
  • 14:30–16:00 
    Claus Pias, »Warum gab es kein digitales Bild?« 
    (Input und Diskussion)
  • 16:00–16:30 Kaffeepause
  • 16:30–18:00 
    Estelle Blaschke, »Who’s afraid of the digital image?« 
    (Input und Diskussion)
  • 18:30 Apéro/Bar
  • 20:00 Dinner

Workshopteilnahme mit Anmeldung bis zum 4. November 2025 möglich unter: djelonnek@dfk-paris.org.   
 

Beteiligte Kolleg:innen des DFK Paris

Kontakt
Dennis Jelonnek

Dr. Dennis Jelonnek

Forschungsleiter / Forschungschwerpunkt Medien der Kunstgeschichte
Telefon +33 (0)1 42 60 60 82
Claus Pias, Das digitale Bild gibt es nicht
Abb. aus: Claus Pias, Das digitale Bild gibt es nicht (in: Zeitenblicke, 2/1, 2003), S. 20: »Ich zeige Ihnen hier einen Vortrag, den ich vor einiger Zeit in Bochum gehalten habe, als 8-Bit-Graustufen-TIFF.«
Von
07.11.2025
13:30 Uhr
bis
07.11.2025
18:00 Uhr
Sprache der Veranstaltung
Deutsch
Ort
DFK Paris
45 rue des Petits Champs
75001 Paris