Markt- und Küchenstillleben Pieter Aertsens aus den 1550er-Jahren

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Markt- und Küchenstillleben Pieter Aertsens aus den 1550er-Jahren

»Bildgewordener Diskurs. Pieter Aertsens umgekehrte Stillleben als Antwort auf die reformatorische Bildkritik«

Vortrag von Jannik Konle

im Rahmen der Jahrestagung des Arbeitskreises Niederländische Kunst- und Kulturgeschichte e.V.

Anbei das Programm

Die von Ingvar Bergström in seiner Studie zum holländischen Stillleben des 17. Jahrhunderts als »inverted Still-Lifes« bezeichneten Tafeln zeichnen sich durch Stillleben mit oder ohne Personal im Bildvordergrund und einer im Hintergrund meist in kleinerem Maßstab platzierten biblischen Szene aus. Die vom Künstler vorgenommene Inversion der etablierten Darstellungsstruktur, bei der vormals die biblische Erzählung zentral im Vordergrund und die Gegenstände zwar bereits detailrealistisch, jedoch lediglich als Beiwerk, gezeigt wurden, war ohne Vorbild.


Zwischen der holländischen und flämischen Malerei der ersten Hälfte des 16. und der des frühen 17. Jahrhunderts stehen die Bilderstürme ab 1566 als festgesetzte Zäsur. Es wurde nicht nur die Zahl der überlieferten Werke aus den betroffenen Regionen dezimiert, sondern es wird in der Forschung auch immer von einer tiefgreifenden Veränderung der bildenden Künste gesprochen. Im Rahmen der Forschung zur Stilllebenmalerei fungieren Aertsens Werke als Scharniere zwischen vorreformatorischer Malerei und autonomen Stillleben. Wie sich die zeitgenössischen Theorien und die reformatorische Bildkritik jedoch unmittelbar auf die Kunst und die Darstellungen auswirkten, wurde bisher nicht hinreichend untersucht.


Am Beispiel der umgekehrten Stillleben Pieter Aertsens soll gezeigt werden, wie er die Bildkritik der Reformatoren in seinen Werken verhandelte und dies in keiner geschlossenen, sondern in offener Form. Die in die Kritik geratenen Darstellungen von Christus im Kontext biblischer Szenen verschwanden nicht einfach. Sie wurden unter anderem Teil einer kritischen Reflexion über die Funktion des Bildes und formulierten dabei – wenn auch nur ephemer – eine neue Vermittlungsstruktur sakraler und moralischer (Bild-)Inhalte.

Verantwortliche Person am DFK