Bildlosigkeit: Das digitale Bild gibt es nicht

Workshop

Bildlosigkeit: Das digitale Bild gibt es nicht

Ein Workshop mit Estelle Blaschke und Claus Pias, konzipiert gemeinsam mit der Forschungsstelle Das Technische Bild und dem Sonderforschungsbereich 1567 Virtuelle Lebenswelten

In seinem Text Das digitale Bild gibt es nicht machte der Medien­theoretiker Claus Pias im Jahr 2003 eine fundamentale Unter­scheidung zum »Nicht-Wissen« der Bilder: »Es gibt also etwas, das Daten ergibt (informations­gebende Verfahren), und es gibt etwas, das Bilder ergibt (bild­gebende Verfahren) [...].« Durch diese Entkopplung von Information und Bild wird das »ästhetische (also: wahr­nehm­bare) Ereignis« als Bild denk­bar, das Information hat, und in informations­theoretischer Perspektive erst einmal frei von Sinn existiert. Diese theorie­geschichtliche Zäsur in der Beschreibung digitaler Bild­kulturen, die es um die Jahr­tausend­wende angesichts neuer Technologien der Speicherung und Vernetzung zu beschreiben galt, hat angesichts aktueller Bild­daten­ströme, Big Data und der Infra­strukturen sozialer Netz­werke neue Brisanz erlangt. Warum gab es also keine digitalen Bilder? Und gibt es sie heute? 

Im dialogischen Format werden die Bild-und Medien­historikerin Estelle Blaschke und der Medien­theoretiker Claus Pias die Annahme »Das digitale Bild gibt es nicht« einer kritischen Revision unter­ziehen, anhand aktueller Bild­kulturen erweitern und in Teilen revidieren. 

Der Pariser Workshop ist die dritte Veranstaltung in der Workshop­reihe zum Thema »Bild­losigkeit«, die sich seit 2024 mit den prekären Über­setzungs­prozessen zwischen Daten und Bildern beschäftigt: Was visualisieren Daten­visualisierungen? Von wem werden Bilder gesehen, die keine mensch­lichen Augen adressieren? Welche bild- und medien­theoretischen Konsequenzen haben »invisual images« (Munster/Mackenzie)? Nach dem ersten Workshop zu Sensor­bildern (Kathrin Friedrich/Antonio Somaini) in Bochum widmete sich der zweite Work­shop in Berlin historio­graphischen Fragen des operativen Bildes (Tom Holert/Ute Holl). Im Zentrum standen Bild­konfigurationen, die mit Meta­daten verknüpft und durch Maschinen ausgelesen werden. Mit einem Schwer­punkt auf dokumentar­film­ische Praktiken gingen wir der Frage nach, wie diese »bild­losen« Bilder sich theorie­geschichtlich fassen lassen, welche Formen der Kritik sie anstoßen und durch welche Schnitt- und Schalt­stellen sie Gegen­sicht­bar­keiten produzieren. Ein vierter Work­shop zum Thema »Patterns« ist in Kooperation mit Roland Meyer für 2026 in Zürich geplant.

Konzipiert von Katja Müller-Helle (Das Technische Bild, Humboldt-Universität zu Berlin), Simon Rothöler (SFB Virtuelle Lebens­welten, Ruhr-Universität Bochum) und Florian Sprenger (SFB Virtuelle Lebens­welten, Ruhr-Universität Bochum), in Kooperation mit Dennis Jelonnek (Forschungs­feld Medien der Kunst­geschichte, DFK Paris).

 

Programm

  • 13:30 
    Ankunft und Kaffee
  • 14:00–14:30 
    Katja Müller-Helle, Simon Rothöler, Florian Sprenger (Einführung)
  • 14:30–16:00 
    Claus Pias, »Warum gab es kein digitales Bild?« 
    (Input und Diskussion)
  • 16:00–16:30 Kaffeepause
  • 16:30–18:00 
    Estelle Blaschke, »Who’s afraid of the digital image?« 
    (Input und Diskussion)
  • 18:30 Apéro/Bar
  • 20:00 Dinner

 

Workshopteilnahme mit Anmeldung bis zum 4. November 2025 möglich unter: djelonnek@dfk-paris.org.   

 

Das Technische BildSonderforschungsbereich 1567 Virtuelle Lebenswelten

Associated Person

Contact
Dennis Jelonnek

Dr. Dennis Jelonnek

Research Director / Research Focus “Medien der Kunstgeschichte”
Phone +33 (0)1 42 60 60 82
Claus Pias, Das digitale Bild gibt es nicht
Abb. aus: Claus Pias, Das digitale Bild gibt es nicht (in: Zeitenblicke, 2/1, 2003), S. 20: »Ich zeige Ihnen hier einen Vortrag, den ich vor einiger Zeit in Bochum gehalten habe, als 8-Bit-Graustufen-TIFF.«
Begin
07.11.2025
13:30 Uhr
End
07.11.2025
18:00 Uhr
Language of the Event
German
Location
DFK Paris
45 rue des Petits Champs
75001 Paris